Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung
Waldeckische Landeszeitung vom 12.11.2010
Rosenthal
Zwei Schulen wachsen zusammen
Rosenthal (mba). Die Leiterinnen der Rosenthaler Schulen haben ein Kooperationsabkommen unterzeichnet: Die Nicolaus-Hilgermann-Schule und die Außenstelle der Karl-Preising-Schule werden künftig offiziell zusammenarbeiten und sich Schulgemeinschaft Rosenthal nennen.
Die Leiterin der Nicolaus-Hilgermann-Schule, Ines Franke (vorne links) und ihre Kollegin von der Außenstelle der Karl-Preising-Schule (KPS), Katrin Reese unterzeichneten die Kooperationsvereinbarung. Hinten von links: Torsten Gräbsch, Inklusions-Beauftragter des Schulamtes in Fritzlar, Schulamtsdirektorin Uta Opper-Fiedler und KPS-Schulleiter Eberhard Eckhardt.
© Foto: Baumgartner
Die Nicolaus-Hilgermann-Schule (NHS) und die Rosenthaler Außenstelle der Karl-Preising-Förderschule (KPS) teilen sich schon seit dem
Schuljahr 2003/2004 das Gebäude im Lindenrain. Und auch die beiden Lehrerkollegien arbeiten im Schulalltag bereits zusammen. Am Freitag wurde diese Kooperation offiziell mit einer schriftlichen
Vereinbarung besiegelt: Die Leiterin der Nicolaus-Hilgermann-Schule, Ines Franke, und die Leiterin der KPS-Außenstelle, Katrin Reese, unterzeichneten das Abkommen über die „Schulgemeinschaft
Rosenthal“. Der neue Name soll diese Kooperation nach außen deutlich machen. Die Karl-Preising-Schule in Bad Arolsen ist eine sonderpädagogische Förderschule. Das vorrangige Ziel der Kooperation
der beiden Schulen ist laut Abkommen, die Begegnung der Kinder zu ermöglichen und so Berührungsängste abzubauen sowie Toleranz und Akzeptanz zu fördern. Die Lehrer von NHS und KPS wollen außerdem
die pädagogischen Konzepte und Richtlinien des jeweils anderen Kollegiums kennenlernen. Sie wollen sich gegenseitig unterstützen, Aufgaben teilen und gemeinsame Betreuungsangebote entwickeln. Für
die neue Schulgemeinschaft sei die Zusammenarbeit eine ausgezeichnete Möglichkeit sich als Vorreiter in Sachen „Inklusion“ zu profilieren und so den Schulstandort Rosenthal zu stärken, heißt
es.
Inklusion als pädagogischer Ansatz meint die vollständige Einbeziehung von Schülern mit besonderem Förderbedarf oder einer Behinderung in den regulären Schulunterricht. Dabei wird als
Idealvorstellung – im Gegensatz zum verbreiteten Integrationsansatz – nicht zwischen „normalen“ Schülern und Schülern mit Förderbedarf unterschieden, die Kinder also in zwei Gruppen unterteilt.
Stattdessen werden alle Schüler als eine Gesamtheit betrachtet, deren Mitglieder allerdings unterschiedliche, individuelle Bedürfnisse haben und individueller Förderung bedürfen. „Menschen mit
Behinderung sollen nicht ausgegrenzt werden, aber auch nicht ‚integriert‘ – sie sollen von Anfang an einbezogen werden“, sagt Katrin Reese. Das sollte bereits in den Kindertagesstätten beginnen.
Die Inklusionsdiskussion habe mittlerweile um sich gegriffen und das „Modell Rosenthal“ könne als Vorbild über den Kreis ausstrahlen, sagt Eberhard Eckhardt, Leiter der Karl-Preising-Schule in
Bad Arolsen, der bei der Unterzeichnung des Kooperationsabkommen anwesend war. „Sie können zeigen, wie Inklusion möglich ist“, sagte Eckhardt zu Katrin Reese und Ines Franke.
Die Entstehung der Rosenthaler Außenstelle der KPS geht auf die Initiative von Eltern aus dem Südkreis zurück, die ihren Kindern den langen Fahrweg in die Förderschule im Nordkreis ersparen
wollten. Als nach einem Standort für eine Außenstelle gesucht wurde, war die Möglichkeit einer engen Zusammenarbeit mit der Rosenthaler Nicolaus-Hilgermann-Schule ausschlaggebend. In einer
Pionierphase 2003/2004 startete die Außenstelle mit einer Klasse im Rosenthaler Schulgebäude. Seitdem wurden in jedem Schuljahr neue Schüler aufgenommen, derzeit sind es 36. Damit hat sich die
KPS in Rosenthal etabliert. Als 2008 die Schulleiter-Stelle an der NHS neu zu besetzen war, entschloss sich die Schulamtsdirektorin Uta Opper-Fiedler, die Förderung der Kooperation der beiden
Schulen in das Anforderungsprofil für die Stelle zu schreiben. Die Wahl fiel auf Ines Franke, die das neue Amt im vergangenen Jahr antrat und bei ihrer Einführung ankündigte, dass die
Arbeitsgemeinschaften der NHS künftig den Schülern der KPS offenstünden.
Mittlerweile haben die beiden Kollegien einen Kooperationskalender mit gemeinsamen Aktionen und Projekte ausgearbeitet: Es sind gemeinsame Chorauftritte geplant, gemeinsame Bundesjugendspiele,
Projektwochen und Theaterbesuche. Die Schüler beider Schulen werden gemeinsam eingeschult und es gibt auch gemeinsamen Unterricht in den Fächern Musik, Kunst und Sport. Fernziel seien gemeinsame
Klassen, sind sich die Leiterinnen Ines Franke und Katrin Reese einig.